Bullennatter im Engerser Feld

Bullennatter im Engerser Feld

Eine Bullennatter schlängelt sich durchs Engerser Feld

Natur
Gut 1,50 Meter langes Tier ist für Menschen ungefährlich und überlebensfähig – Weiteres Vorgehen steht noch nicht fest.

Von unserem Redakteur Ulf Steffenfauseweh



Diese Bullennatter hält sich derzeit im Engerser Feld auf. Fotografiert hat sie Christian Stoltze, nachdem sein Hund Pelle sie gefunden hatte.


M Engers. Durch das Engerser Feld schlängelt derzeit eine gut 1,50 Meter lange Bullennatter.

Das Tier – eigentlich in Nordamerika heimisch – sieht durchaus imposant aus, ist für den Menschen aber völlig ungefährlich. Das haben sowohl Hans-Peter Job von der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Neuwied als auch Zoodirektor Mirko Thiel auf Nachfrage der Rhein-Zeitung bestätigt.

Bereits vergangene Woche hat Pelle, der Setter-Pointer-Mix von Christian Stoltze, die Schlange gefunden. „Wir waren nachmittags am Steinsee unterwegs. Plötzlich blieb der Hund stehen und hat gebellt, obwohl normalerweise alles wegläuft, wenn er kommt“, erzählt der Heddesdorfer im Gespräch mit der RZ.
Also schaute er nach und entdeckte die in der Sonne liegende Natter. „Meine Frau Sabine war ziemlich aufgeregt. Es ist ja auch ein relativ großer Apparat“, berichtet er.
Das Paar blieb aber trotzdem ruhig und informierten die Polizei, die wiederum Kreisverwaltung und Zoo einschaltete.

Passiert ist seitdem noch nichts Konkretes. Und das ist auch nicht unbedingt nötig. „Sie ist ungefährlich und in unserer Natur voll überlebensfähig“, weiß Zoochef Thiel. Und auch Hans-Peter Job betont, dass es sich um ein „grundsätzlich harmloses Tier“ handelt. „Sie gehört hier nicht in die Landschaft, hat aber klimatisch kein Problem“, sagt er.
Auch Minusgrade würden der Schlange, die sich von Nagetieren, am Boden lebenden Vögel sowie deren Eiern und halbwüchsigen Kaninchen ernährt, nichts ausmachen. Darüber hinaus gehe man davon aus, dass es sich um eine Einzeltier handelt, das sich folglich nicht vermehren kann.

Und doch: „Bei Schlangen gibt es oft irrationale Reaktionen. Sollte daher die Erkenntnis reifen, dass es wichtige Gründe für das Allgemeinwohl gibt, werden wir versuchen, sie zu fangen“, drückt Job es ein wenig umständlich aus. Will heißen: Nur bei öffentlichem Druck, dass sich die Spaziergänger im Engerser Feld unwohl fühlen, wird gehandelt.c

Denn ganz so einfach würde das eigentlich unnötige, aber keineswegs kostenlose Unterfangen nicht. Zum einen müsste das Tier erst einmal gefunden werden. Christian Stoltze war – nachdem er sich auch durch Eigenrecherche überzeugt hatte, dass die Schlange wirklich ungefährlich ist – noch zweimal an der Stelle. Beim ersten Mal lag die Natter in unmittelbarer Nähe, beim zweiten Mal jedoch war sie verschwunden.

„Das Engerser Feld ist groß“, kommentiert Job. Die Suche würde also aufwendig. Und es gibt nur zwei Zeitfenster dafür: am frühen Morgen, wenn die Schlange aus ihrem Nachtquartier kommt und sich erst einmal aufwärmt, sowie am Nachmittag, wenn sie ebenfalls in der Sonne liegt.

Außerdem müsste noch eine artgerechte Unterbringungsmöglichkeit gefunden werden. „Bei uns im Zoo geht es nicht“, hat Thiel bereits abgewunken. „Wir helfen gern beim Einfangen. Aber unsere Kapazitäten für eine artgerechte Unterbringung einer Schlange dieser Größe sind erschöpft“, berichtet er.

Ein Problem, das Job kennt. „Vor neun Jahren habe ich ein 2,50 Meter langes Nilkrokodil aus einem Wohnzimmer in Windhagen holen müssen“, erinnert er sich. „Wir hatten damals Glück, das Tier kurzfristig im Drachenfelszoo unterbringen zu können. Aber danach hab ich wochenlang durch die Republik telefoniert, um etwas Dauerhaftes zu finden“, ergänzt er.

Doch wie ist die Schlange überhaupt ins Engerser Feld gekommen? Es bleibt nur eine Möglichkeit: Ein Mensch muss sie ausgesetzt haben. „Es ist in Deutschland viel zu einfach, an solche Tiere zu kommen“, schimpft Thiel. Und häufig werde das dann doch plötzlich zu groß, der Unterhalt zu teuer oder die Wohnung bei einem Umzug zu klein. „Dass solche Tiere ausgesetzt werden, ist leider kein Einzelfall“, weiß er.


Quelle: RZ Neuwied vom Mittwoch, 15. April 2015, Seite 11


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