Heimatgeschichte am Silbersee

Heimatgeschichte am Silbersee

Gesellschaft für Geschichte und Heimatkunde erlebt informative Führung in Engers

-pli- Bendorf/Engers. Vom "Silbersee" bei Engers hat fast jeder schon gehört, viele haben ihn gesehen und als Erholungsort schätzen gelernt. Zu einem geführten Rundgang hatte Werner Scheidweiler, Eigner des Geländes, die Gesellschaft für Geschichte und Heimatkunde von Bendorf und Umgebung (GGH) eingeladen und mehr als ein Dutzend Interessierte folgten gerne der Einladung.



Werner Scheidweiler, der hier lange Kies abgebaut hatte, bis er auf behördliche Anordnung die Ausbeute quasi über Nacht beenden musste, hat sich an seinem früheren Arbeitsort ein kleines Naturparadies geschaffen. "Was wir der Natur nehmen, müssen wir ihr in anderer Form auch wieder zurückgeben", war schon der Wahlspruch seines Vaters, betont Scheidweiler gleich zu Beginn.

Da Scheidweiler er gehört der Künstlergruppe 75 Engers an - auch über künstlerisches Talent verfügt, hat er Natur und Kunst am Silbersee vereint. Skurrile Figuren wie der in die Landschaft eingebettete Drache, die symbolische Burgruine, die große (Schutz)Hand über dem Ufer und der bis auf Kopf, Schwanz und Gräten abgemagerte Fisch (aus einer Wendeltreppe gestaltet) sind Zeugen dafür. Auch ein "Deutsches Eck" gibt es am Silbersee, für das sogar echte "Eck-Steine" aus Koblenz verwendet wurden, die bei einer dortigen Restaurierung des Ecks abfielen. Der Clou: statt Kaiser Wilhelm thront ein "Heddesdorfer Steckenpferdreiter" obenauf.


Marianne Ernst und Werner Scheidweiler


Foto: Wiedersehensfreude - Marianne Ernst und Werner Scheidweiler waren einst Nachbarn beim Kiesabbau

Wenn Leute mit Geschichtsinteressen kommen, erwähnt Werner Scheidweiler freilich auch ausführlich seine Funde, auf die er seinerzeit bei der Auskiesung stieß. Reste von Werkzeugen, die Menschen nach dem großen Vulkanausbruch Laacher See (vor 11 000 Jahren) hier lebten, zurückließen, waren ebenso darunter wie Knochen von kleinen und großen Tieren, die schon Jahrtausende vor der Naturkatastrophe heimisch waren. Vorweisen kann er allerdings nur wenig davon, da er das meiste an Archäologen und Museen weitergegeben hat. Fast könnten Uneingeweihte den Silbersee auch für ein Maar halten, aber Vulkanismus hat es in dieser Gegend bekanntlich nur in der Eifel gegeben.

Wie eng Scheidweiler mit der Natur verbunden ist, zeigt sich bei einigen tierischen Begegnungen. Er braucht nur auf einem steinernen Tisch ein paar Nüsse aufzuklopfen, schon ist er von zwitschernden Meisen umgeben, die ihm die Kerne fast aus der Hand picken. Sogar eine Maus schlüpft eiligst aus Mauerritzen hervor. Ein leiser Pfiff und "Nutri", eine zutrauliche Biberratte, klettert die Böschung am See herauf. Doch die große Gesellschaft behagt ihr nicht und flink taucht sie wieder ab. Den Apfel wird sie auch später noch bekommen von dem Mann, der in diesen Momenten ein wenig an den heiligen Franziskus erinnert, der ja auch mit den Tieren gesprochen haben soll.


Abschied vor dem Anglerheim


Peter und Waltraud Speier aus Bendorf sind ebenfalls am See und laden zu Kaffee ins Anglerheim ein. Der ASV Bendorf, dessen Vorsitzender Peter Speier ist, hat den See gepachtet - eine gute Verbindung, wie Werner Scheidweiler betont: "Die Angler des ASV packen hier bei Verschönerungs- und Aufräumarbeiten ebenso gerne an wie ich selbst."

Peter Lindemann, kommissarischer Vorsitzender der GGH, dankt Werner Scheidweiler und Peter Speier für den informationsreichen Nachmittag. GGH-Vorsitzender Werner Kutsche hatte kurzgefasste Bendorfer Chroniken bereit gestellt, die übergeben werden. Scheidweiler revanchiert sich mit einem Luftbild des Bendorfer Hafengebiets.

Kleeblatt - NR.46/2008, 12.11.2008


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