Das Thema tiefer hängen

Das Thema tiefer hängen

Rhein-Zeitung - Ausgabe Neuwied vom 24.03.2004, Seite 18

Die einen ärgern sich über frei laufende Hunde, die anderen sprechen von überzogenen Verboten: Der Naturschutz im Engerser Feld bleibt Diskussionsthema.
Von Busch- und Baumbestand durchzogenes Gelände, Feld- und Brachflächen, glitzernde Wasserspiegel etlicher Baggerseen, grüne Wiesen, von Vater Rhein auf zirka drei Kilometer Länge tangiert: das "Engerser Feld" - in der Tat "Natur pur und ein (wirklich) schönes Fleckchen Erde"... Mitten drin eine Betonfabrik, ein Klärwerk und, am Silbersee, Utopia, Landschaftsgestaltung der besonderen Art. Wer täglich dort ins "Grüne" hineinsehen kann, sollte dafür dankbar sein und den Besuchern, Zwei- und Vierbeinern, ihre Freude gönnen. Ich bin kein Hundebesitzer, habe hier noch keinen "herumstreunenden oder jagenden Hund" gesehen und bin geneigt, allen kritischen Zweibeinern das erstaunlich positive Sozialverhalten der Tiere als Anschauungsunterricht zu empfehlen. Dass tausende Vertreter der Vogelwelt durch gelegentliches Bellen "Kreisflugbeschwerden" erleiden sollen, vermag ich nicht zu glauben. Und nebenbei: die Vögel hinterlassen auch keinen Kaviar oder Kölnisch Wasser! Unser Trinkwasser glänzt dennoch mit den besten Analyse-Werten. Man sollte das Thema ruhig etwas tiefer hängen, zumal für die Bellos ja auch Steuern bezahlt werden. Am Rheinufer und am Ende der Panzerstraße beginnt ein als solcher ausgewiesener Fuß- und Fahrradweg. Wie soll der in der Stadt wohnende potenzielle Nutzer dieses Weges dorthin gelangen, wenn er mindestens drei bis vier Kilometer Anmarsch bewältigen muss oder - per Pkw - sich auf der Panzerstraße einem zirka 800 bis 900 Meter langen Halteverbot gegenübersieht, das durch ein Durchfahrtsverbot noch getopt wird? Laut Artikel will die Stadt die "Wünsche und Bedürfnisse gegensätzlicher Interessengruppen berücksichtigen". In der Tat "keine einfache Aufgabe", denn: Allen Leuten Recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann!"

Diplom-Ingenieur Hermann Christen, Neuwied


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