Teurer Badetag: 150 Mark Strafe

Teurer Badetag: 150 Mark Strafe

Rhein-Zeitung - Ausgabe Neuwied vom 02.08.2001, Seite 13.

Unterstützt von der Polizei kontrolliert die Kreisverwaltung das Badeverbot an Baggerseen im Kreis - 60 "Sünder" erwischt
Eine kalte Dusche kostet kaum etwas, ein Besuch im Freibad fünf Mark - Baden im Trinkwasserschutzgebiet 150 Mark. Das bekamen die zu spüren, die in der glühenden Hitze ein Bad in den Baggerseen im Engerser Feld nahmen. Die Zone ist als Wasserschutzgebiet ausgewiesen, denn die Wasserqualität dieser Region ist von entscheidender Bedeutung: 130 000 Neuwieder beziehen von dort ihr Trinkwasser. Bei einer Kontrolle wurden 60 Badesünder erwischt, die nicht immer einsichtig waren.
Von Nadine Jakobs und Ludwig Heisters


KREIS NEUWIED. Es ist ein sehr heisser Nachmittag, die Hitze steht flirrend über dem Boden. Vier Angestellte der Kreisverwaltung und ein Trupp aus vier Polizeibeamten mit hechelnden Hunden machen sich über abgelegene Wege rund um Hafen- und Steinsee auf die Suche nach unerlaubt Badenden.
Wer beim Schwimmen oder beim Sonnenbaden erwischt wird, muss wegen dieser Ordnungswidrigkeiten mit einer Geldstrafe von bis zu 150 Mark rechnen. "Es geht uns ja nicht darum, möglichst viel Bußgeld zu kassieren, sondern das Bewusstsein der Menschen zu verändern", erklärt Edwin Schneider vom Ordnungsamt der Stadt. Daher suchen die Mitarbeiter der Kreisverwaltung besonders den Dialog mit den Badegästen.

Jeder Badende belastet - gewollt oder ungewollt - die Qualität des Trinkwassers. Aus vielen Neuwieder Wasserhähnen sprudelt aufbereitetes Wasser von Hafen-, Stein- oder Kannsee. Sonnencreme, Fäkalien und Abfälle sind häufig die Hinterlassenschaften der unerlaubt Badenden. Im letzten Jahr wurden drei Container voller Abfälle alleine am Hafensee abtransportiert.
Beim Anblick der Suchmannschaft versuchen die meisten Badenden die Flucht zu ergreifen: Hastig werden Hosen hochgezogen, Handtücher zusammengerafft und die Hunde unter den Arm geklemmt. In der Hektik bleiben Luftmatratzen und Taucherflossen am See verwaist zurück. Aber das nützt alles nichts: Der Suchtrupp hat sich aufgeteilt und versperrt den Flüchtenden den Weg.
Angesichts der zahlreich aufgestellten Verbotsschilder kann sich keiner damit herausreden, von nichts gewusst zu haben. "Ich kann ja nicht sagen, dass ich keine Ahnung hatte, es stehen ja genug Schilder hier! Ich kann ja auch schlecht behaupten, ich wäre nicht schwimmen gewesen, sie sehen ja, ich bin noch nass", so einer der Ertappten. Andere sehen widerum nicht ein, etwas Unrechtes getan zu haben. "Gehen sie lieber auf Verbrecherjagd!", schimpft eine aufgebrachte Badende.
Besonders dreist ist ein Schwimmer, der den Polizisten einen falschen Namen und zweimal eine falsche Adresse angibt. Aber der Schwindel fliegt auf, als die Beamten die Angaben direkt über Funk überprüfen.

Laut Bernd Wirtzfeld, Leiter des Referates für Umweltschutz der Kreisverwaltung Neuwied, sind es nicht nur die unerlaubt Badenden, die das Trinkwasser gefährden, sondern auch die Hunde und Pferde, die dort ausgeführt werden. Anwohner berichten zudem, dass der Hafensee zunehmend als Treffpunkt für Parties in den Abendstunden genutzt wird. "Man kann bei vielen Dingen ein Auge zudrücken, aber beim Trinkwasser hört der Spass auf", bringt es Jörg Stäcker von der unteren Wasserbehörde auf den Punkt. In Zusammenarbeit mit der Polizei plant die Kreisverwaltung weitere Kontrollen - besonders in den Abendstunden und an Wochenenden.


(C) 2011 - Alle Rechte vorbehalten

Diese Seite drucken