Rhein könnte in Seen Strömen

Rhein könnte in Seen Strömen

Rhein-Zeitung, 08.03.1989

Rhein könnte in Seen strömen

Grüne und Jusos fordern Auskiesungsverbot in Schutzzonen

-hep- Um den Schutz des Trinkwassers sorgen sich die Stadtratsfraktion der Grünen und der Stadtverband der Neuwieder Jungsozialisten. Beide verlangen: Das vom Mainzer Umweltministerium erlassene Auskiesungsverbot im Engerser Feld soll akzeptiert und die Wasserschutzzonen nicht geändert werden.
Die Juso-Bezirkskonferenz in Fachbach verabschiedete einen Antrag, in dem sie Bezirksregierung, Stadtverwaltung und Stadtrat auffordert, alle Maßnahmen zu unterlassen, die das Wasservorkommen im Engerser Feld beeinträchtigen könnten. “Der Schutz des Trinkwassers, das als Lebensmittel Nr. l für den Menschen durch nichts zu ersetzen ist, muss Vorrang haben vor jeglichen ökonomischen Interessen," heißt es. Deshalb sollen weitere Auskiesungen innerhalb der Schutzzonen im Engerser Feld verhindert werden.
Die Stadtratsfraktion der Grünen will dieses Thema auf der Ratssitzung am morgigen Donnerstag behandelt wissen. Da aber die Frage Auskiesung Ja oder Nein vor allem die Firmen Stein AG, Kann und Scheidweiler betrifft, setzte Oberbürgermeister Schmelzer den Punkt auf die Tagesordnung der nichtöffentlichen Sitzung.
Die grüne Ratsfraktion hatte übrigens im November 1987 der Kiesausbeute zwischen Rhein und Panzerstraße und damit auch dem Projekt Rheinaue Neuwied mit Sandstrand, Campingplatz, Tennisplätzen und Yachthafen zugestimmt. “Doch nur aufgrund gewisser Bedingungen," erklärte Fraktionsvorsitzender Wilfried Petry jetzt, “da sie nicht eingehalten wurden, wollen wir, jetzt ein Auskiesungsverbot für die gesamte Wasserschutzzone erlassen wird."
Aufgrund von Untersuchungen, die die grüne Fraktion in Auftrag gab, fordert sie in ihrem Beschlussvorschlag für den Stadtrat weitere einschneidende Maßnahmen im Engerser Feld: Die Wasserschutzzone II soll ausgedehnt werden, Verwendungs-Verbot von Düngemitteln und Gülle in der Nähe der Brunnen, Auslagerung der Firmen für Müllentsorgung und Mineralöl sowie Umzäunung und Rekultivierung des Steinsees.
Dem Antrag der Grünen liegen drei Gutachten bei. In einem wird ausgeführt, dass beim Hochwasser im März 1988 nicht 20 000 Kubikmeter sondern die 15fache Menge, nämlich 290000 Kubikmeter Rheinwasser pro Tag in die Baggerseen, die mit dem Trinkwasserreservoir verbunden sind, strömte. Der Gutachter will nicht ausschließen, dass bei extremem Hochwasser und einem Chemieunfall das verschmutzte Oberflächenwasser des Rheins aus dem Scheidweilersee in den Kannsee fließt und so das Trinkwasser verseucht. Die einzige Möglichkeit, den Rhein als Verschmutzer des Grundwassers auszuschalten, ist, so schreiben die Grünen, Kies als natürlicher Filter.
Daher stimmen die Grünen auch dem Mainzer Umweltministerium zu, das im Januar 1988 sagte: “Jedes Bodenabbauvorhaben in einem Wasserschutzgebiet berührt zwangsläufig die Belange der Trinkwasserversorgung". Die Neuwieder Stadtverwaltung soll, dies verlangen die Grünen, klar darlegen, wo sie steht: Auf der Seite der Bürger, die Anspruch auf sauberes Trinkwasser haben, oder auf der Seite der Auskiesungsindustrie, die argumentiere, 250 Arbeitsplätze seien gefährdet. “Wenn ein Chemieunfall erst einmal das Trinkwasser verseucht hat, ist es für alle zu spät." schreiben die Grünen, “auch für die Mitarbeiter in der Kiesbranche".



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