Gutachter: Wasser in Ordnung

Gutachter: Wasser in Ordnung

Rhein-Zeitung, 27.03.1985

Gutachter: Wasser in Ordnung

Einschränkung für Kiesabbau und Landwirtschaft im Engerser Feld
VON KURT FORSTER

Für die Bevölkerung in Stadt und Kreis Neuwied besteht kein Grund zur Sorge: Die Qualität des Trinkwassers, das aus dem großen Reservoir im Engerser Feld stammt, ist vergleichsweise hervorragend. Wenn die - zum Teil einschneidenden Auflagen von Fachleuten beachtet werden, bleibt dies auch in Zukunft so.
Dies ist das Ergebnis eines 300 000 Mark teuren Gutachtens, das jetzt Professor Dr. Kistenmacher von der Universität Kaiserslautern vorlegte.
Die Wasser-Expertise brachte einiges Verblüffende zu Tage. So steht nunmehr fest, dass der größte Teil des Neuwieder Wassers aus dem Rhein kommt. Nur ein geringerer Teil fließt von den Höhengebieten aus in die städtischen Brunnen, beziehungsweise die des Kreiswasserwerks. Dabei ist die Fließrichtung dieses Wassers anders als bisher angenommen.
“Jetzt wissen wir endlich, woran wir sind und können entsprechend planen", meinte Neuwieds Oberbürgermeister Karl-Heinz Schmelzer in einem RZ-Gespräch. “Dabei versteht sich von selbst, dass wir sehr rasch aus den Untersuchungen der Wissenschaftler Konsequenzen ziehen".
Gemeinsam mit der Koblenzer Bezirksregierung müssen unter anderem neue Wasserschutzzonen festgelegt werden. Und die Stadt wird ihren Flächennutzungsplan ändern, in dem sie im Stadtteil Block keine Gewerbegebiete mehr zulässt und statt dessen Industrie und Gewerbe nördlich der B 42 ansiedelt. Block und die Meerheck sind im Gutachten nämlich als die größten Problemgebiete genannt, die der Wasserqualität schaden könnten.
Außerdem - so Schmelzer - sind im Bereich der Engerser Landstraße, der Eisenbahnlinie und der B 256 ständige Kontrollen notwendig, damit “nichts passiert".
Kiesgewinnung und Landwirtschaft sollen nach den Vorschlägen der Gutachter im Engerser Feld in Zukunft nur noch eingeschränkt möglich sein.
Zur Sicherung des Wasserreservoirs dürfen der Stein- und der benachbarte Kann-See nur sehr begrenzt - und zwar in Außenbezirken zum Rhein hin - ausgebaggert werden. Die Gutachter fordern weiterhin, dass zwischen beiden Seen eine Insel bestehen bleibt (wodurch es unmöglich sein wird, hier eine Regattastrecke anzulegen, wie sie einmal geplant war).
Für die Kiesabbauenden Firmen ist diese Beschränkung zwar ärgerlich, aber Ersatz ist in Sicht: Auf dem nahe liegenden Gelände - wo noch vor Jahren eine Trab und Galopprennbahn gebaut werden sollte - kann der begehrte Rohstoff in beträchtlichen Mengen gewonnen werden. Vorausgesetzt natürlich, man wird sich mit dem Eigentümer - der Stadt Neuwied nämlich - einig.
Der Oberbürgermeister schätzt, dass der gesamte Kiesabbau sich noch bis zu 20 Jahren hinziehen wird.
Oberbürgermeister Schmelzer: Jetzt können wir planen.
Danach soll aus dem Engerser Feld ein Naherholungsgebiet werden. Campingplatz und Yachthafen ließen sich allerdings schon früher verwirklichen. Später könnte ein offizieller Badesee entstehen, der möglicherweise auch Windsurfern offensteht.
Zum Steinsee, der heute an heißen Sommertagen täglich tausende Badender anzieht, wird es dann keinen Zugang mehr geben. Tröstlich übrigens für alle Mitbürger, die durch diesen illegalen Badebetrieb eine Verschmutzung des Trinkwassers befürchten. Die Gutachter konstatierten: Gefahr gleich null!



Oberbürgermeister Schmelzer: Jetzt können wir planen



Gäste des Weltjugendtages in Engers
Kiesförderer planen Freizeitparadies

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