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Blöken bald Ur-Rinder am Rhein

Blöken bald Ur-Rinder am Rhein

Rhein-Zeitung - Ausgabe Neuwied vom 10.08.2002, Seite 9

Blöken bald Ur- Rinder am Rhein?
Wenn's nach Bürgermeister Reiner Kilgen geht, wird eine Herde mit Nachfahren des Auerochsen im Engerser Feld weiden

Keine Angst vor großen Tieren hat der Neuwieder Bürgermeister Reiner Kilgen. Beharrlich verfolgt der Kommunalpolitiker den Plan, auf einem abgezirkelten Areal im Engerser Feld eine Herde Ur- Rinder weiden zu lassen. Mit diesen so genannten Heckrindern, einer Nachzüchtung der 1627 ausgestorbenen Auerochsen, könnten ökologische wie ökonomische Interessen miteinander verbunden und zugleich ein attraktives Naherholungszentrum geschaffen werden.
NEUWIED. Arten-, Biotop- und Wasserschutz - diese Faktoren bestimmen jegliche Diskussion um eine Nutzung des Engerser Feldes. Immerhin: Das Areal ist in seinem Kernbereich größtes Trinkwasserschutzgebiet im nördlichen Rheinland- Pfalz; rund 140 000 Menschen werden von hier aus mit hochwertigem Trinkwasser versorgt. Mit dem Urmitzer Werth findet sich in unmittelbarer Nachbarschaft ein anerkanntes Vogelschutzgebiet, womit auch die Bedeutung des Engerser Feldes als Rast- und Brutplatz für zahlreiche gefiederte Gäste gestiegen ist. Zugleich erfüllt das Feld eine wichtige Funktion, wenn es darum geht, Ausgleichsflächen für bauliche Maßnahmen auszuweisen. "Mir schwebt vor", so zitiert CDU-Mann Kilgen ein Nutzungs- und Handlungskonzept aus dem Jahre 2001, "über das Engerser Feld eine Art Ökokonto anbieten zu können. Davon hätten die jetzigen Grundstückseigentümer aber auch die Stadt einen erheblichen Nutzen."
Was aber tun mit brachliegenden Flächen? Kilgens Vorschlag: Mit Hilfe der urtümlichen Rinder könnte das Engerser Feld "naturverträglich bewirtschaftet" werden. Beispiele für ein solches Projekt haben sich die Neuwieder im westfälischen Lohne und im niedersächsischen Nordhorn angeschaut: In Lohne beweiden seit zehn Jahren robuste, urtümliche Rindviecher einen Teil des Naturschutzgebietes. In Nordhorn pflegt der dortige Tierpark mit einer eigenen Herde Bentheimer Landschafe die Heidelandschaft im Naturschutzgebiet Tillenberge. So werden Eigenart und Einzigartigkeit von Naturschutzgebieten erhalten, die natürliche Entwicklung der Landschaft ist wieder möglich und selbst aus einer Industriebrache entwickelt sich ein kleines Naturparadies.
Die Neuwieder - darunter Dieter Rollepatz und Heinrich Klein vom Zoo - waren begeistert und haben sich vorgenommen, das eine Modell mit dem anderen zu verbinden: Ur- Rinder stapfen übers Engerser Feld, der Zoo betreut die ganze Viecherei. Hinzu sollen Aussichtskanzeln für Besucher kommen, aber auch Einrichtungen wie ein Naturlehrpfad sowie ein Informationszentrum. Denn die Menschen sollen - über den Zaun hinweg - die gemütlichen Zottel mit den markanten Hörnern bewundern dürfen.
"Auch die Vogelschützer wollen sich in das Projekt mit einbringen", freut sich Bürgermeister Kilgen. "Die versprechen sich ebenfalls etwas von der extensiven Nutzung der Landschaft." Der Personalbedarf für die Betreuung der Herde sei noch nicht ganz klar, sehr arbeitsintensiv sind die Vierbeiner jedoch nicht: Sie gelten als unproblematisch und anspruchslos. Die Größe des im Nordwesten des Engerser Feldes vorgesehenen Areals hängt vom Bestand der Herde ab: Jedes Rind benötigt 0,2 bis 0,5 Hektar.
Wann der erste Zaunpfosten eingepflockt wird, wann die ersten Rinder das Engerser Feld erkunden? "So schnell wie möglich" will Kilgen seine Pläne umsetzen. Die aber kosten 157 000 Euro. Ohne Zuschüsse muht jedoch keine einzige Kuh auf dem Feld - beim Land, bei der Bundesstiftung Umwelt und bei der EU sind Zuschüsse beantragt. Kilgen denkt schon weiter: "Wenn wir eine Rinderherde hier haben, ist peu á peu auch deren Vermarktung möglich, denn deren Fleisch ist sehr begehrt. Ab einem bestimmten Zeitpunkt trägt sich das Projekt also selbst." 

Michael Stoll

Leserbrief aus der Rhein-Zeitung - Ausgabe Neuwied vom 24.08.2002, Seite 12.

"Schnelle Meinungsänderung"
Wenn es nach Bürgermeister Kilgen geht, wird eine Herde mit Nachfahren der Auerochsen im Engerser Feld weiden.
Was Bürgermeister Kilgen da von sich gibt, wundert mich aufs äußerste, denn bisher war er der Ansicht, dass Menschen und Hunde nichts im Engerser Feld zu suchen hätten, da diese mit ihrem Urin und Kot nur das Trinkwasser gefährden. Nun wundern mich aber sein Vorhaben und seine schnelle Meinungsänderung. Ebenso die plötzliche Äußerung bezüglich der Attraktivität des Naherholungszentrums, hier meint er das Engerser Feld. Ebenso seine Absicht, im Engerser Feld Aussichtskanzeln für Besucher oder Naturlehrpfad und ein Informationszentrum einzurichten: auf einmal doch Naherholung im Engerser Feld? Wieso ist dann der Silbersee ein Dorn in seinen Augen? Er ist doch auch eine Attraktivität, oder? Was geht in den Köpfen unserer Volksvertreter umher? Einmal hin und einmal her?
Stefan Scheidweiler, Neuwied

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